Schluss mit Verkehrspolitik von vorgestern!

Pro Bim hat massive Einwände gegen jene Gemeinderatsstücke, die in der kommenden Sitzung zur Abstimmung gebracht werden sollen. In beiden Fällen wird die Straßenbahn dem Individualverkehr untergeordnet, ungeachtet der Tatsache, dass es sich hier um Infrastruktur-Projekte für Jahrzehnte und um Investitionen in zwei- bis dreistelliger Millionenhöhe handelt. Die Chance auf einen leistungsfähigen öffentlichen Verkehr darf nicht durch populistische Schnellschüsse zerstört werden!

Die Aussendung im Detail (PDF-Version im Anhang):

Die jüngst vorgestellten aktualisierten Pläne zum Straßenbahnausbau in Graz zeigen, wo die Prioritäten von ÖVP und FPÖ beim „ÖV-Ausbau“ liegen: Wichtig sind demnach nicht etwa effektive Beschleunigungsmaßnahmen, kurze Fahrzeiten und Störungsfreiheit, sondern vor allem die Geringhaltung von Beschränkungen für den motorisierten Individualverkehr. Dieses Schreiben soll dazu auffordern, bei verkehrspolitischen Abstimmungen den gerne propagierten Hausverstand walten zu lassen und gegebenenfalls externe Experten hinzuzuziehen. Die Konsequenzen politischer Fehlentscheidungen gehen gerade bei Infrastrukturmaßnahmen weit über die aktuelle Regierungsperiode hinaus.

Punkt 1 – Führung des „langen 3ers“ im Bereich Alte Poststraße – Reininghausstraße

War es Unfähigkeit zur Vorausplanung oder einfach Gleichgültigkeit gegenüber dem öffentlichen Verkehr? Fakt ist, dass die erst vor 8 Jahren errichtete Unterführung der GKB in der Alten Poststraße nicht für die künftige Einbindung einer Straßenbahntrasse vorbereitet wurde. Dies hat zur Folge, dass die Straßenbahn nach Reininghaus in der Alten Poststraße im Mischverkehr, also auf einer mit dem Individualverkehr gemeinsam genutzten Verkehrsfläche, fahren soll, was nicht nur der Straßenbahnverordung (StrabVO: §15, Abs 5), sondern auch den Standards moderner Straßenbahnnetze widerspricht. Pro Bim befürwortet freilich die schnelle Realisierung dieser Neubaustrecke und die Vermeidung unnötiger Mehrkosten, dennoch fordern wir einen größtmöglichen Anteil selbständiger Gleiskörper und wenn möglich eine entsprechende Adaptierung des Unterführungsbauwerkes.

Eine Straßenbahn im Stau ist ein verkehrspolitisches Armutszeugnis und aus Sicht der Fahrgäste unattraktiv! Der Verzicht auf selbständige Gleiskörper in der Alten Poststraße – wo dies platztechnisch möglich wäre – aufgrund fehlender Bereitschaft zur Umverteilung von Verkehrsflächen ist ein klares Bekenntnis GEGEN einen leistungsfähigen und modernen ÖV und für eine Verkehrspolitik von vorgestern!

Punkt 2 – Führung der Südwestlinie/Innenstadtumfahrung im Bereich Griesplatz-Gebietskrankenkasse

Auch die Südwestlinie bietet den Planern Schwierigkeiten in Form eines Nadelöhrs: Die Brückenkopfgasse ist zu eng für die getrennte Führung von Straßenbahn und Individualverkehr. Die komplette Sperre für letzteren kommt für den amtierenden Verkehrsstadtrat nicht in Frage. Ergo versuchte er gemeinsam mit Bürgermeister Siegfried Nagl, eine Variante schmackhaft zu machen, wonach die Straßenbahn stadteinwärts einen Umweg über die Zweiglgasse, Augartenbrücke und den Roseggerkai fahren soll. Dies entspräche der derzeitigen Linienführung der Buslinien. Dadurch würden sich allerdings die Fahrzeit verlängern und die Kosten erhöhen. Immerhin müssten zusätzliche Meter Gleis verlegt und die Augartenbrücke für die Straßenbahn adaptiert werden. Für Pro Bim ist klar: Ein modernes Massenverkehrsmittel muss einen möglichst direkten Weg fahren. Alles andere wäre eine Farce. Da die Brückenkopfgasse relativ kurz ist, wäre hier eine Mischverkehrsvariante stadtauswärts mit Sicherheit der bessere Kompromiss. Ampelschaltungen und eine Stausonde könnten sicherstellen, dass die Tram nicht behindert wird. Stadteinwärts soll die Linie auf eigenem Gleiskörper gegen die Einbahn fahren und keinen unnötigen Umweg durch das Einbahnsystem kurven.

Noch einmal: Aufgrund jahrzehntelanger Versäumnisse muss die Straßenbahn heute im Zentrum des politischen Interesses stehen und darf nicht zur Nebensache oder zum „notwendigen Übel“ einer Verkehrspolitik verkommen, die sich weiterhin primär den Interessen des Individualverkehrs widmet.

PDF-Version zum Download: Griesplatz_Alte-Poststrasse_201409

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