SPÖ-Chef M. Ehmann sieht in E-Bussen eine Alternative zu „teuren“ Straßenbahnprojekten. Abgesehen von der fachlichen Unrichtigkeit sind derartige Aussagen überaus kontraproduktiv für den ohnehin schleppenden Tramausbau in Graz. Wir erwarten auch von der Grazer SPÖ ein klares Bekenntnis zur Straßenbahn und deren Ausbau!
National und international setzen wachsende Städte auf die Erweiterung ihrer Schienennetze. In Graz wird indessen immer wieder krampfhaft versucht, Alternativen zur Straßenbahn zu finden. In früheren Jahrzehnten waren es U-Bahn und Mini-Metro, dann die Gondel und nun eben E-Busse. Frei nach dem Motto: Hauptsache, keine Tram!
Abgesehen von umweltfreundlicheren Antrieb haben E-Busse keine Vorteile gegenüber herkömmlichen Bussen. Daraus ergibt sich im Umkehrschluss, dass Schienenfahrzeuge enorme Vorzüge haben, auf die Pro Bim regelmäßig hinweist.
- Die „Bim ist attraktiver – Fahrgäste benutzen lieber Schienenfahrzeuge. Dieses Phänomen ist als „Schienenbonus“ bekannt und lässt sich in unzähligen Städten einwandfrei reproduzieren. Dass in Graz mit den sechs Straßenbahnlinien Jahr für Jahr mehr Menschen fahren, als mit allen Buslinien, ist ebenfalls hinlänglich bekannt.
- In Wien hatten die 29 Straßenbahnlinien im Jahr 2014 etwa 304 Mio. Fahrgäste, die 115 Buslinien nur knapp 187 Mio. Hierbei ist zu bemerken, dass das Busnetz kilometermäßig etwa viereinhalb mal so groß ist (Quelle: Wiener Linien).
- Auch in Linz liegt die Tram mit 60 Mio. Fahrgästen (2014) deutlich vor den Bussen mit 47 Mio. (Quelle: linz.at)
- Die „Bim“ ist leistungsfähiger – Eine Tramlinie kann wesentlich mehr Menschen transportieren als eine Buslinie. Die fahrgastreichste Linie in Graz (Linie 7) befördert pro Tag fast 50.000 Menschen, die fahrgastreichste Buslinie (Linie 40) etwa 16.000, also ungefähr ein Drittel. Die Schienen repräsentieren darüber hinaus gut sichtbar ein hochrangiges Verkehrsmittel.
- Die „Bim“ ist schöner – Busse benötigen eine asphaltierte oder betonierte Fahrbahn. Straßenbahnen können auch auf Rasengleisen dahingleiten. Die Gestaltung von ÖV-Trassen nach französischem Vorbild sollte in Graz künftig viel stärker ins Zentrum des Interesses rücken.
- Die „Bim“ ist wirtschaftlicher – Der in Bezug auf Ehmanns Aussage vielleicht wichtigste Punkt: Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hat errechnet, dass bereits bei 4000 Fahrgästen pro Tag und Richtung eine Straßenbahnlinie wirtschaftlicher ist. Dieses Kriterium erfüllen in Graz zumindest die Buslinien 31, 32, 33, 34/34E, 40, 63 und 67/67E. Für die meisten dieser Linien gibt es bereits Straßenbahnprojekte (Südwestlinie, Nordwestlinie…). Ein Grund mehr, diese endlich umzusetzen.
Ehmann erklärt, er wolle die Menschen zum freiwilligen Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel bewegen. Dazu bedarf es aber eines attraktiven und leistungsfähigen Schienen-Systems, das durch Busse sinnvoll ergänzt werden kann. Graz hat seit fast 140 Jahren eine Straßenbahn, und die Politik sollte nicht immer versuchen, diese schlecht zu reden und nach vermeintlich besseren Lösungen zu suchen.
Abschließend sei noch klargestellt: Wir lehnen E-Busse nicht ab; sie sind eine gute Alternative zu Dieselbussen. Aber sie sind keine Alternative zur Straßenbahn. Der Ausbau des Grazer Tramnetzes ist ohne Alternative und muss so schnell wie möglich, konsequent und kontinuierlich in Angriff genommen werden!
DOWNLOAD: PA – Auch E-Busse ersetzen keine Strassenbahn