Ob Sportveranstaltung, Demo oder Volksfest – die zentrale Herrengasse ist nicht nur die wichtigste Schienenachse in Graz, sondern auch beliebter Veranstaltungsort. Bei den häufigen Sperren wird ein großer Teil des Grazer Straßenbahn-Netzes lahmgelegt. Auch die Umgestaltung des Griesplatzes hängt wesentlich der Errichtung einer Innenstadt-Umfahrung ab. Der Baubeginn muss so schnell wie möglich erfolgen!
Innenstadt-Umfahrung: Alte Variante blockiert – neue Variante unnötig verzögert
Bereits seit langem ist eine zweite Schienenachse zur Entastung bzw. Umfahrung der Herrengasse in Planung. In den letzten Jahrzehnten (!) war hier allerdings kein nennenswerter Fortschritt zu bemerken. Die Variante über die Neutorgasse wurde von kurzsichtigen Politikern blockiert, die aktuelle Variante über den Griesplatz wurde an das Südwestlinien-Projekt gekoppelt uns mit diesem um mindestens fünf weitere Jahre verschoben.
Südwestlinie: Seit 40 Jahren verschoben, verschoben und verschoben…
Die Südwestlinie ist ein Projekt von enormer Wichtigkeit. Das tägliche Fahrgastpotenzial liegt bei mindestens 25.000 Menschen. Der Bahnhof Don Bosco sowie das Einkaufszentrum „Citypark“ könnten endlich eine Tram-Anbindung bekommen (siehe dazu unsere beigefügte Netzgrafik), und auch das Stadtentwicklungsprojekt Reininghaus würde von der neuen Linie profitieren, unabhängig von der geplanten Anbindung via Alte Poststraße. Die so entstehende zweite Schienenachse würde die Flexibilität des Grazer Tramnetzes enorm erhöhen; Verlängerungsoptionen bis nach Seiersberg (RegioTram) runden das Projekt ab.
Griesplatz-Umgestaltung: Mit Tram – aber bitte richtig!
Um den Autoverkehr möglichst wenig zu beschränken wurde im Jahr 2014 eine neue Streckenführung für die SW-Linie beschlossen, welche für die Straßenbahn ausschließlich Nachteile (!!!) hat (länger, teurer, enge Kurven, störungsanfällige Mischverkehrsführung). Pro Bim fordert weiterhin die Revision dieses Beschlusses. Die Bevölkerung wartet seit Jahren auf die Umgestaltung des Griesplatzes. Statt Verkehrsberuhigung und attraktiver ÖV-Anbindung wird es aber nur noch mehr KFZ-Verkehr durch die neue Unterführung westlich der Josef-Huber-Gasse geben.
Foto einer Straßenbahn auf der Radetzkybrücke am Weg vom bzw. zum Griesplatz.
Diese Strecke wurde 1971 stillgelegt (© Gerrit Freistätter).
FORDERUNG: Innenstadtumfahrung SOFORT umsetzen und Großprojekte (SW-Linie, NW-Linie) in kleineren Etappen realisieren!
Bis 2019 (hoffentlich!) soll die Straßenbahn nach Reininghaus und zur Smart City fahren. Auch diese beiden Ziele wären derzeit nur über die Herrengasse erreichbar. Pro Bim fordert daher eine möglichst zeitnahe Umsetzung der Umfahrungsstrecke. Weiters sollen Großprojekte wie die Südwest- oder Nordwestlinie in kleineren Etappen, dafür kontinuierlich errichtet werden. Eine neue Straßenbahnlinie, die Jahr für Jahr wächst, vermittelt der Bevölkerung den Eindruck von Fortschritt. Eine um Jahre verschobene Linie vermittelt indessen Stillstand.
Netzgrafik mit den von Pro Bim geforderten Ausbauten in Zusammenhang mit der Südwest-Linie. Besonders wichtig aus unserer Sicht die Verbindung Griesplatz-Karlauergürtel (Linie 5) als zusätzliche Schienenachse. Ebenso die Anbindung des Cityparks in zwei möglichen Varianten (© Pro Bim).
Abschließend ist zu bemerken, dass die in jeder Hinsicht für ihre vorbildliche Straßenbahn-Politik zu lobende Stadt Linz ebenfalls eine zweite Schienenachse errichten will. Obwohl diese teilweise unterirdisch verlaufen und mindestens 300 Mio. Euro kosten soll, wird sie voraussichtlich früher fertig werden, als das wesentlich weniger spektakuläre aber mindestens genauso wichtige wichtige Grazer Pendant.
Ebenso ist zu erwarten, dass die besagte Unterführung vor der Tram in Betrieb gehen wird. Ein Armutszeugnis für die Grazer ÖV-Politik und definitiv ein falsches Signal für den angeblichen „Öko-Stadtteil“ Reininghaus!