Was haben Mainz, Linz und Innsbruck gemeinsam? – Alle drei Städte bauen ihre Straßenbahnnetze im großen Stil aus und erhalten dafür Geld von den jeweiligen Ländern.
Graz wird beim Tramausbau leider weiterhin vom Land Steiermark alleine gelassen. Und das, obwohl mehr als die Hälfte aller Steirerinnen und Steirer im Großraum Graz lebt und die Stadt auch die Infrastruktur für unzählige Personen mit „Zweitwohnsitz“ (u.a. tausende Studierende) bereitstellen muss.
Pro Bim fordert, dass das Land Steiermark endlich Verantwortung übernimmt und sich an der Finanzierung der Grazer Straßenbahnprojekte beteiligt. Anders werden diese nicht umsetzbar sein. Ein Sparbudget zu Lasten des öffentlichen Verkehrs wird weitaus kostspieligere Konsequenzen haben!
Ein Blick nach Mainz, Linz und Innsbruck:
- In Mainz wird gerade eine fast 10 Kilometer lange Neubaustrecke, die „Mainzelbahn“, errichtet. Die Kosten von etwa 90 Mio. Euro teilen sich Stadt, Land und Bund. Zur Erinnerung: Der Grazer Südgürtel, der vom Land großzügig mitfinanziert wird, kostet das Doppelte für zwei Kilometer!
- In Linz wird derzeit in mehreren Etappen die Linie 3 zur RegioTram ausgebaut. Sie fährt inzwischen weit über die Stadtgrenze hinaus bis zur „Trauner Kreuzung“. Eine weitere Verlängerung ist in Bau. Die Errichtung einer zweiten Schienenachse steht in Linz unmittelbar bevor. Ohne das Land Oberösterreich wären auch diese Projekte nie finanzierbar gewesen.
- Auch Innsbruck setzt derzeit die Verknüpfung der Stubaitalbahn mit dem Straßenbahnnetz um. Somit wird in der Tiroler Landeshauptstadt künftig ebenfalls eine RegioTram verkehren. Weiters wird die überlastete Buslinie O auf Straßenbahn umgestellt, da – so die Innsbrucker Verkehrsbetriebe – ein normaler Straßenbahnzug um die Hälfte mehr, die künftige Doppelgarnituren sogar dreimal so viele Fahrgäste befördern können, wie ein Gelenkbus. Ein weiterer klarer Beweis für die Überlegenheit der Straßenbahn in punkto Kapazität (Grafik: Innsbrucker Verkehrsbetriebe).
Pro Bim fordert: Alle Parteien sollen sich zum Tramausbau bekennen!
Das Land Steiermark muss Graz beim Ausbau des Schienennetzes endlich unterstützen! Dazu wäre es aber hilfreich, wenn alle Parteien geschlossen auftreten und einstimmig den Tramausbau in Graz einfordern würden. Leider tanzen immer wieder einzelne Personen aus der Reihe: SPÖ-Chef Michael Ehmann schlug vor einigen Tagen vor, E-Busse statt Straßenbahnen nach Reininghaus und zur Smart City zu schicken. Dass (E-)Busse nicht nur weniger leistungsfähig sondern aus Fahrgastsicht auch viel weniger attraktiv als ein modernes Schienenfahrzeug sind, scheint ihm entgangen zu sein. Bürgermeister Siegfried Nagl wiederum antwortete auf die Frage, was Graz städtebaulich dringend benötige: „Die Sicherstellung des öffentlichen Verkehrs“. Das ist natürlich positiv, ABER: Im nächsten Satz wurden nur die neuen E-Busse erwähnt. Von der Straßenbahn und deren Ausbau kein Wort. Dabei hatte die ÖVP sowohl die Südwest- als auch die Nordwestlinie in ihrem Wahlprogramm von 2012.
Pro Bim befürchtet, dass die derzeit aufkeimende „E-Bus-Euphorie“ den Straßenbahnausbau weiter verzögern könnte. Jeder Versuch, Tramprojekte durch Buskonzepte zu ersetzen, wird kläglich scheitern, unsere Stadt verkehrspolitisch um Jahrzehnte zurückwerfen und im Endeffekt sowohl viel Zeit als auch viel Geld kosten!