Wir haben wegen diesem Artikel bei Lisa Rücker direkt nachgefragt:
Lisa Rücker über tageweise autofreie Tage, Kapazitätsproblemen bei den Graz Linien und über die Murgondel.
Vor kurzem erregten die Grünen Aufsehen in Graz: Lisa Rücker plädiert in einem Interview mit der Kleinen Zeitung für ein tageweises Fahrverbot für Autos: „Ein autofreier Tag pro Woche und LenkerIn ist im Gegensatz zur oft proklamierten und geforderten gratis Öffinutzung wesentlich besser zu bewältigen und planbar“, so die Chefin der Grazer Grünen. Gegenüber der Umweltzone biete dieser autofreie Tag außerdem mehr Gerechtigkeit, da jeder Lenker gleichermaßen betroffen ist und gleichzeitig eingefleischte Autofahrer dazu gezwungen werden, den ÖV auszuprobieren. Auch das Problem der Gratisfahrten, wie von SPÖ und FPÖ gefordert, sei damit behoben, denn Kunden mit Langzeitkarten gehen dabei nicht leer aus.
Laut den Grünen würden diese autofreien Tage eine Reduktion des KFZ-Verkehrs um ca. 10-15% bewirken und wesentlich zur Verbesserung der Luftqualität in Graz beitragen.
Pro Bim Graz sieht darin ähnliche Probleme wie bei den Gratisfahrten: Die Graz Linien sind auf einen dermaßen großen Fahrgastansturm nicht vorbereitet der durch Maßnahmen dieser Art vorprogrammiert ist, denn bereits jetzt liegen die Auslastungen der Tramwaylinien an der Grenze des Machbaren. Ohne eine Kapazitätssteigung sind solche Projekte daher nicht umsetzbar.
„Dass auf manchen ÖV-Strecken schon jetzt erhebliche Engpässe bestehen, ist richtig, und war auch die große Herausforderung meiner Zeit als Verkehrsreferentin. Das ist auch der Grund, warum ich bei den Beschaffungen der neuen Busse auf um ein Drittel längere Gelenksbusse bestanden habe und wir die Verlängerung der Strassenbahnwagen einplanten.“ Auch wenn diese Pläne von der neuen Stadtregierung wieder verworfen wurden, sieht Rücker keine neuen Probleme durch den autofreien Tag entstehen: Die potenziellen Fahrgäste würden sich auf den ÖV, Rad, Beine und Mitfahrgelegenheiten verteilen.
Trotzdem sieht Rücker den Stillstand in der Thematik Kapazitätssteigerung des öffentlichen Verkehrs ein Problem. Das System des öffentlichen Verkehrs muss besser ausgebaut und bezahlt werden, aber trotzdem leistbar bleiben: „Das Land spart an dieser Stelle, die Stadt spart nun auch in diesem Bereich und das alles im sich am stärksten entwickelnden Ballungsraum… Das ist kein nachhaltiger Weg“. Von den von Rücker geforderten Bus- und Straßenbahnverlängerungen sei nun keine Rede mehr – zumindest sind die im Budget der Holding nicht vorgesehen.
Dass bei den verantwortlichen Parteien trotz Geldmangel noch Zeit für die Planung einer Gondel über die Mur bestehen, löst bei Rücker Unverständniss aus. Der vekehrstechnsiche Nutzen des Projektes sei stark in Frage zu stellen (Kapazitäten, Knotenpunkte, Netzwirksamkeit); woher das Geld für ein solches Projekt kommen soll ist unklar: „Bis heute wurde von Holdingvorstand Malik das nun seit fünf Jahren regelmäßig angekündigte Konzept für eine Gondel nicht vorgelegt…. Ich halte es für ein regelmäßiges und undurchdachtes Ablenkungsmanöver von den echten Herausforderungen für die Stadtpolitik. Eine wachsende Stadt kann es sich gar nicht leisten, bei der Verkehrsentwicklung einfach nur zuzusehen.“
Dem Schlusssatz ist nichts mehr hinzuzufügen. Trotzdem ist es fragwürdig, ob ein autofreier Tag der Weiheit letzter Schluss ist: Pro Bim Graz erachtet es für sinnvoller, den ÖV so weit zu attraktivieren, dass er zu einer echten Alternative zum Auto wird und die Menschen dadurch ohne Zwangsmaßnahmen wie Fahrverbote freiwillig zum Umsteigen bewegt werden können. Die Stadtpolitik ist aufgefordert, genau in diese Richtung zu arbeiten und von sinnlosen Projekten wie der Murgondel Abstand zu nehmen.