Kategorie: Allgemein

PA – Grazer Gemeinderat im „Narrenfieber“?

Kurz vor Faschingsdienstag geht es auch in der Grazer Verkehrspolitik „närrisch“ zu – wir von Pro Bim finden allerdings gar nicht zum Lachen, was dieser Tage in unserer Stadt passierte.

Ein dringlicher Antrag der KPÖ, die Finanzierung der wichtigen Straßenbahn-Ausbaupläne etwa durch eine Nahverkehrsabgabe zu sichern und hierfür einen runden Expertentisch einzuberufen, wurde von ÖVP und FPÖ kurzerhand abgeschmettert. „Wir bleiben aber lästig“, kündigte KP-Gemeinderat Robert Krotzer auf Facebook an.

Als ob das nicht traurig genug wäre, schaffte es auch das leidige Thema „Gondel“ wieder in die Medien. Da die Sinnlosigkeit der Murgondel offenbar inzwischen akzeptiert wurde, kamen „neue“ Ideen auf den Tisch: Gondelverbindungen vom NVK Puntigam zum Center West, sowie zwischen Reininghaus, Hauptbahnhof und Smart City werden angedacht.

Pro Bim möchte in diesem Zusammenhang in Erinnerung rufen, dass es für diese Relationen bereits teilweise sehr konkrete Straßenbahn-Pläne gibt.

  • Der NVK Puntigam wurde bekanntlich schon in der Bauphase für eine Verlängerung der Linie 5 zum Center West vorbereitet. Die Trasse existiert ebenfalls längst und wird derzeit von der Buslinie 65 befahren.

  • Die Verlängerung der Linie 3 nach Reininghaus galt bei unseren Gesprächen im November 2013 für Verkehrsstadtrat Eustacchio noch als wichtigstes ÖV-Projekt überhaupt in Graz.
  • Die Erschließung er smartCity durch die Linie 6 befindet sich zwar noch nicht konkret in Planung, wäre aber mit Sicherheit schneller umzusetzen, als eine Gondelbahn. Vorausgesetzt, die Politik wünscht es.

Pro Bim empfindet es als Affront, dass zwei Regierungsparteien dem Straßenbahn-Ausbau nun eine Quasi-Absage erteilen und darüberhinaus Ressourcen verschwendet werden, um mit Gondel-Projekten vom jahrelangen Ausbau-Stillstand abzulenken und die Bevölkerung von Graz offenbar für dumm zu verkaufen.

2. Interview mit Verkehrs-Stadtrat Mario Eustacchio

Am 8. Oktober besuchten Vertreter von „Pro Bim“ den Stadtrat in seinem Büro und sprachen über die ersten Monate in seinem Amt, über Ausbauprojekte, Gelungenes und Misslungenes, mögliche und unmögliche Zukunftsvisionen, Budgetprobleme uvm.

Besonders erfreulich ist, dass Eustacchio die Anbindung von Reininghaus durch die Verlängerung der Linie 3 – wenn irgend möglich – noch in dieser Periode umsetzen möchte.

 

Sehen Sie hier das Video des Interviews: YouTube

Lesen Sie hier das Gesprächsprotokoll: Protokoll_20131008

Anhang 1 (Liste möglicher Gelb-Rotlichtanlagen): folgt bald

Annenstraße neu – Umgestaltung mit Mängeln

Die Initiative Pro Bim Graz begrüßt die verkehrsberuhigende Umgestaltung der Annenstraße, möchte aber noch einige Kritikpunkte anbringen und an die Verantwortlichen appellieren, diese – ggf. nach einer kurzen Evaluierungsphase – zu beheben.

Keine bauliche Abtrennung der Gleistrasse – Bauliche Abtrennungen zwischen Straßenbahntrassen und KFZ-Fahrspuren sind ein international bewährtes und verbreitetes Mittel, um die Straßenbahn vor Behinderungen und Konfliktsituationen zu schützen. Leider wird in Graz konsequent von dieser sinnvollen Praxis Abstand genommen, so auch in der neuen Annenstraße. Pro Bim fordert die Errichtung einer Schwelle zwischen dem Fahrstreifen stadteinwärts und dem danebenliegenden Gleis, sowie ein generelles Halteverbot auf dem südlichen Fahrstreifen, sodass keinerlei Fahrzeuge beim Ausweichen auf die Gleistrasse die Straßenbahn behindern können. Angesichts des dichten Tram-Verkehres besteht die Gefahr, dass von hinten herannahende Züge übersehen werden.

Anbei befinden sich zwei Fotos, welche französische Lösungen (aus Le Havre und Orléans) zeigen. Diese schaffen durch bauliche Maßnahmen klare Strukturen, sodass auch kein „Schilderwald“ an Verkehrszeichen vonnöten ist.Orleans

Fahrstreifen als Parkspur – Beobachtungen von Pro Bim haben weiters ergeben, dass der „Fahrstreifen“ zu jenen Zeiten, wo keine Parkraumüberwachung stattfindet als Parkspur missbraucht wird uns sämtliche Fahrzeuge somit zum Ausweichen auf die Gleise gezwungen sind. Anstelle eines unabhängigen Straßenbahnbetriebes wurde hier also – völlig unnötigerweise – eine neue Mischverkehrssituation geschaffen. Sollte das KFZ-Verkehrsaufkommen stadteinwärts wieder zunehmen, stellt die vorliegende Situation eine eklatante Qualitätsminderung des öffentlichen Verkehrs in der Annenstraße dar.

Zusammenfassung – Die zahlreichen Schilder sorgen offenbar für Verwirrung. Es wird in und außerhalb der markierten Ladezonen gehalten und auf dem Fahrstreifen geparkt. Mangels einer baulichen Abtrennung müssen Autos und Radfahrer auf die Gleise ausweichen. Konfliktsituationen und Behinderungen der Tram sind vorprogrammiert. Pro Bim fordert bauliche Trennungen zwischen Individualverkehr und Straßenbahn, sowie ein generelles Halte- und Parkverbot auf dem Fahrstreifen stadteinwärts.

LeHavre

Presseaussendung hier herunterladen: PA-Annenstraße

VCÖ-Studie: Motorisierungsgrad

Große Unterschiede beim Autobesitz

2012 waren in der Steiermark knapp 700.000 Autos angemeldet.
Die am stärksten motorisierte Region war laut einer Studie des Verkehrsclub Österreich (VCÖ) Hartberg, die geringste Dichte gibt es in Leoben und Graz.

Hartberg hat den höchsten Motorisierungsgrad, Graz den niedrigsten.
Die Landeshauptstadt Graz hat aufgrund ihrer Einwohnerzahl die meisten angemeldeten Autos, prozentuell betrachtet jedoch den niedrigsten Motorisierungsgrad: Nur 47 Prozent der Grazer besitzen ein Auto.

Ost-Nord-Gefälle
In Hartberg sieht die Situation anders aus: Im damals noch nicht fusionierten Bezirk waren 2012 65 Prozent der Einwohner im Besitz eines eigenen Autos; dahinter rangierten die damals ebenfalls noch eigenständigen Bezirke Feldbach, Fürstenfeld und Radkersburg mit rund 64 Prozent Pkw-Anteil.

Die obersteirischen Bezirke – etwa Leoben oder auch Mürzzuschlag, Bruck oder Murtal – lagen 2012 mit einem Eigen-Pkw-Anteil zwischen 54 und 56 Prozent deutlich unter jenem des oststeirischen Landesteils.

VCÖ fordert mehr Öffis
Die vom VCÖ ausgewerteten Daten der Statistik Austria ließen sich folgendermaßen interpretieren: Das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln bzw. die Anbindung an Ballungsräume ist in der Osthälfte der Steiermark offenbar besonders schlecht; daher ist die Bevölkerung hier besonders häufig auf das eigene Auto angewiesen.

Der VCÖ fordert daher zum wiederholten Mal eine Aufstockung der öffentlichen Verkehrsmittel und nennt als Finanzierungsmöglichkeit etwa die Zweckwidmung eines Teils der Mineralölsteuer.

Link: „Große Unterschiede beim Autobesitz“ (VCÖ)

Quelle: http://steiermark.orf.at/news/stories/2594024/


Die Details im Link sind auch interessant: Unter den Top 20 mit dem niedrigsten Motorisierungsgrad finden sich ausschließlich Wiener Bezirke (30,6 bis 44,6 %).
Innsbruck (44,7%) auf Platz 21 liegt nur knapp vor Wien-Hietzing, Graz, Salzburg sowie Wien-Liesing.

Bei den Top-motorisierten hingegen liegt Hartberg auf Platz 5 hinter Waidhofen/Thaya, Eisenstadt & Rust, Zwettl, Mödling und Horn, wobei sich unter den Top 12 nur Bezirke aus Niederösterreich, dem Burgenland und der Steiermark finden.

Der Motorisierungsgrad ist im letzten Jahr nur in 15 Wiener Bezirken gesunken und in Graz gleichgeblieben sonst hat sich die Zahl der Fahrzeuge überall erhöht.

PA – Erschließung der Reininghausgründe durch die Straßenbahnlinie 3

PA zur Erschließung der Reininghausgründe durch eine Straßenbahnlinie (Linie 3)

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Hocherfreut ist die Initiative Pro Bim Graz, dass heute die Stadtregierung durch die Freigabe von Finanzmitteln die Planungen für die Verlängerung der Straßenbahnlinie 3 (Erschließung der Reininghausgründe von der Alten Poststraße bis zur Peter-Rosegger-Straße) startet und dadurch ein positives Signal in Richtung Tramausbau gibt, anstatt sich mit „Seilbahn- und Schwebebahnprojekten“ zu beschäftigen.

Besorgt nimmt Pro Bim Graz allerdings zur Kenntnis, dass neben den Planungen für die Straßenbahn auch eine umfassende Attraktivierung des Individualverkehrs im Umfeld von Reininghaus durch die Errichtung zweier Unterführungen geplant ist. Pro Bim sieht in der Schaffung einer neuen Hauptverkehrsachse in die Innenstadt erstens einen Widerspruch zu einem störungsfreien Betrieb der Südwestlinie zwischen Lazarettgasse und Zentrum, zweitens eine fragwürdige Prioritätensetzung für eine Stadtentwicklung, deren Fokus eigentlich doch auf der ’sanften Mobilität‘ liegen sollte. Pro Bim fordert daher mit Nachdruck: Die Realisierung der Straßenbahn muss schnellstmöglich erfolgen; das Buskonzept darf allenfalls eine kurzzeitige Zwischenlösung darstellen. Weiters dürfen Maßnahmen PRO Individualverkehr den Straßenbahnverkehr in keinster Weise beeinträchtigen. Und schließlich sollte die Straßenbahn idealerweise als erste Infrastrukturmaßnahme zur Erschließung von Reininghaus in Betrieb gehen, um den künftigen Bewohner/innen von Anfang an ein eine attraktive Alternative zum eigenen PKW bieten zu können.

Nachgefragt bei Lisa Rücker….

Wir haben wegen diesem Artikel bei Lisa Rücker direkt nachgefragt:

Lisa Rücker über tageweise autofreie Tage, Kapazitätsproblemen bei den Graz Linien und über die Murgondel.

Vor kurzem erregten die Grünen Aufsehen in Graz: Lisa Rücker plädiert in einem Interview mit der Kleinen Zeitung für ein tageweises Fahrverbot für Autos: „Ein autofreier Tag pro Woche und LenkerIn ist im Gegensatz zur oft proklamierten und geforderten gratis Öffinutzung wesentlich besser zu bewältigen und planbar“, so die Chefin der Grazer Grünen. Gegenüber der Umweltzone biete dieser autofreie Tag außerdem mehr Gerechtigkeit, da jeder Lenker gleichermaßen betroffen ist und gleichzeitig eingefleischte Autofahrer dazu gezwungen werden, den ÖV auszuprobieren. Auch das Problem der Gratisfahrten, wie von SPÖ und FPÖ gefordert, sei damit behoben, denn Kunden mit Langzeitkarten gehen dabei nicht leer aus.
Laut den Grünen würden diese autofreien Tage eine Reduktion des KFZ-Verkehrs um ca. 10-15% bewirken und wesentlich zur Verbesserung der Luftqualität in Graz beitragen.

Pro Bim Graz sieht darin ähnliche Probleme wie bei den Gratisfahrten: Die Graz Linien sind auf einen dermaßen großen Fahrgastansturm nicht vorbereitet der durch Maßnahmen dieser Art vorprogrammiert ist, denn bereits jetzt liegen die Auslastungen der Tramwaylinien an der Grenze des Machbaren. Ohne eine Kapazitätssteigung sind solche Projekte daher nicht umsetzbar.
„Dass auf manchen ÖV-Strecken schon jetzt erhebliche Engpässe bestehen, ist richtig, und war auch die große Herausforderung meiner Zeit als Verkehrsreferentin. Das ist auch der Grund, warum ich bei den Beschaffungen der neuen Busse auf um ein Drittel längere Gelenksbusse bestanden habe und wir die Verlängerung der Strassenbahnwagen einplanten.“ Auch wenn diese Pläne von der neuen Stadtregierung wieder verworfen wurden, sieht Rücker keine neuen Probleme durch den autofreien Tag entstehen: Die potenziellen Fahrgäste würden sich auf den ÖV, Rad, Beine und Mitfahrgelegenheiten verteilen.
Trotzdem sieht Rücker den Stillstand in der Thematik Kapazitätssteigerung des öffentlichen Verkehrs ein Problem. Das System des öffentlichen Verkehrs muss besser ausgebaut und bezahlt werden, aber trotzdem leistbar bleiben: „Das Land spart an dieser Stelle, die Stadt spart nun auch in diesem Bereich und  das alles im sich am stärksten entwickelnden Ballungsraum… Das ist kein nachhaltiger Weg“. Von den von Rücker geforderten Bus- und Straßenbahnverlängerungen sei nun keine Rede mehr – zumindest sind die im Budget der Holding nicht vorgesehen.

Dass bei den verantwortlichen Parteien trotz Geldmangel noch Zeit für die Planung einer Gondel über die Mur bestehen, löst bei Rücker Unverständniss aus. Der vekehrstechnsiche Nutzen des Projektes sei stark in Frage zu stellen (Kapazitäten, Knotenpunkte, Netzwirksamkeit); woher das Geld für ein solches Projekt kommen soll ist unklar: „Bis heute wurde von Holdingvorstand Malik das nun seit fünf Jahren regelmäßig angekündigte Konzept für eine Gondel nicht vorgelegt…. Ich halte es für ein regelmäßiges und undurchdachtes Ablenkungsmanöver von den echten Herausforderungen für die Stadtpolitik. Eine wachsende Stadt kann es sich gar nicht leisten, bei der Verkehrsentwicklung einfach nur zuzusehen.“

Dem Schlusssatz ist nichts mehr hinzuzufügen. Trotzdem ist es fragwürdig, ob ein autofreier Tag der Weiheit letzter Schluss ist: Pro Bim Graz erachtet es für sinnvoller, den ÖV so weit zu attraktivieren, dass er zu einer echten Alternative zum Auto wird und die Menschen dadurch ohne Zwangsmaßnahmen wie Fahrverbote freiwillig zum Umsteigen bewegt werden können. Die Stadtpolitik ist aufgefordert, genau in diese Richtung zu arbeiten und von sinnlosen Projekten wie der Murgondel Abstand zu nehmen.