Ob Wien, Linz, Budapest oder zahlreiche andere, vor allem französische, Städte – in modernen Straßenbahnbetrieben fährt die Tram auf abgetrennten, vom Individualverkehr unabhängigen Gleistrassen. Wo dies aus Platzgründen nicht möglich ist, wird verkehrsberuhigt. Oberste Priorität hat stets die Pünktlichkeit, Leistungsfähigkeit und Attraktivität der Straßenbahn. Der Erfolg gibt den Verantwortlichen Recht.
Graz ist leider – wieder einmal – anders: Weniger als die Hälfte des Grazer Netzes führt über eigene Gleiskörper oder durch verkehrsberuhigte Straßen (z.B. Fußgängerzonen). Ein Großteil verläuft im Mischverkehr, also auf Verkehrsflächen, die gemeinsam mit dem Individualverkehr genutzt werden müssen. Hierbei handelt es sich oftmals um stark befahrene Hauptverkehrsstraßen.
Aus diesem Grund forderte PRO BIM bereits vor Jahren ein Beschleunigungsprogramm, um ein Im-Stau- Stehen der Tram ein für alle Mal zu verhindern. Wieviel davon bis dato umgesetzt wurde – nämlich so gut wie gar nichts – bekamen die Fahrgäste am Mittwoch deutlich zu spüren. Bis zu 40 Minuten betrug die Verspätung auf der Linie 6 laut einer Grazer Tageszeitung, da wäre man zu Fuß schneller gewesen…
Apropos Linie 6: Gerade in der Münzgrabenstraße kommt es täglich, nicht nur vor Feiertagen, zu massiven Behinderungen der Straßenbahn. Obwohl die Straße stellenweise breit genug für eigene Gleiskörper wäre, wurden solche bis dato nicht errichtet. Ebenso gibt es nach wie vor kein Verkehrskonzept für den Dietrichsteinplatz. Der dortige Nachrang für die Straßenbahn ist ein Relikt aus der Zeit der Einführung des innerstädtischen Einbahn-Systems und aus Sicht des ÖV völlig inakzeptabel.
Die Stadt Graz hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt, um die Fahrgastzahlen des ÖV zu erhöhen und gleichzeitig den KFZ-Verkehr zu reduzieren. Es ist aber fraglich, ob jene Fahrgäste, die am Mittwoch 40 Minuten auf ihre Bim warten mussten, in Zukunft nicht lieber ein anderes Verkehrsmittel benutzen.
PRO BIM fordert daher abermals die rasche Umsetzung eines konsequenten Straßenbahn- Beschleunigungsprogramms. Verkehrsexperten sind sich längst einig darüber, dass eine Umverteilung oberirdischer Verkehrsflächen zugunsten der „sanften Mobilität“ meist der einfachste, günstigste und effektivste Weg zur Beseitigung von innerstädtischen Verkehrsproblemen ist.
Download (PDF): PA_20160529_Beschleunigungsprogramm_JETZT